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Buchbesprechung: Leben unter Vorbehalt, Institutioneller Rassismus in Deutschland
Nr. 7: Mai 2003 >>zurück zur Übersicht?

Aus unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Blickwinkeln werden Gesetzesvorschriften, Praxen und Verfahrensweisen, die EinwandererInnen und Flüchtlinge betreffen, vorgestellt und kritisiert. »Leben unter Vorbehalt« ist eine Zusammenstellung von Aufsätzen, die Rassismus in Institutionen behandeln: z.B. bei der Arbeit im Betrieb, in der Schule, auf dem Sozialamt, auf kommunaler Ebene, in den Gesetzen für Ausländer und Asylbewerber, bei der Durchsetzung der Residenzpflicht, der Abschiebepolitik und der Abschiebehaft. Dem Buch ging ein Colloquium zwischen Soziologen und VertreterInnen von Initiativen wie Pro Asyl und der Antirassistischen Initiative Berlin voraus. Veranstaltet wurde es vom Duisburger Institut für Sozialforschung und der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dieses Zusammentreffen zeigte sich als sehr fruchtbar. Mit einer kräftigen Fundierung zu Beginn des Buches wird erklärt, wie sich auf der Basis von rassistischem Wissen Rassismus in Verordnungen, Gesetze und schließlich Institutionen einschleicht und strukturell eine entsprechende Praxis in Institutionen hervorbringt. Genauer hätte in den einzelnen Berichten auf das sich freundlich, tolerant und offen gebende Element eines sich verdeckendem Rassismus hingewiesen werden können. Für Margarete Jäger enthalten wissenschaftliche Begriffe nicht Wahrheiten, sondern immer Positionen, um die gestritten wird. Das Buch zielt in diesem Sinne darauf ab, den Begriff des »institutionellen Rassismus« zu etablieren. Es gelingt der Broschüre, in den verschiedenen parallelen Analysen auf ähnliche Strukturen hinzuweisen, und dies gerade im Kontext einer staatlichen Anti-Migrationspolitik. Genau dies fehlt meist in den Zeitungen, obwohl sie durchaus kritisch über Abschiebungen berichteten, konstatiert Margarete Jäger. Dem setzt sie entgegen: »Wenn, administrativ und gesetzlich verordnet, immer wieder deutlich gemacht wird, dass Asylsuchende sich nicht frei bewegen dürfen, dass Ausländer einer Rasterfahndung unterzogen werden, dass ihre Arbeitsmöglichkeiten eingeschränkt werden etc., dann ist es kein Wunder, dass die daraus abgeleitete Schlussfolgerung lautet: Ausländer raus!« Dass fruchtbare Kritik aber nicht allein angreift, sondern auch produktiv sein sollte, zeigen die kritischen Berichte aus Großbritannien über erste Versuche, Antirassismus zu institutionalisieren.
Leben unter Vorbehalt, Institutioneller Rassismus in Deutschland, Margarete Jäger, Heiko Kauffmann (Hg.), Duisburg 2002, 305 S., 19,90 Euro.

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