»They
Are Black – Yes We Are« Ein
Dokumentarfilm der Flüchtlingsinitiative Brandenburg (FiB)
Nr.
18: August 2009 >>zurück zur
Übersicht?
Mittels
Demonstrationen, Veranstaltungen und Erfahrungsaustausch unter
Flüchtlingen engagiert sich die Flüchtlingsinitiative Brandenburg (FiB)
für bessere Lebensbedingungen von Asylbewerberinnen und gegen Rassismus
in Brandenburg und Berlin. Die FiB entstand 1998 im Zuge einer
Protestbewegung von Asylbewerberinnen gegen die unhaltbaren Zustände im
Asylbewerberheim von Rathenow. Im Dezember 2000
wurde die
FiB von der Internationalen Liga für Menschenrechte dafür mit der
Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. Seitdem haben sich nach
eigenen Angaben 1000 bis 2000 Migranten in der FiB engagiert. Es gibt
aber bewusst keine Mitgliederlisten. »Wir können keine Liste erstellen,
weil viele Flüchtlinge Angst haben sich in Deutschland politisch zu
organisieren – gerade wegen der Residenzpflicht«, erklärt Ferdinand
Ngninkeleji, der seit 2004 in der FiB aktiv ist.
Ein
Ergebnis
der Öffentlichkeitsarbeit ist ein Dokumentarfilm über Rassismus in
Brandenburg, der Sommer 2008 seine Premiere hatte. Das Thema ist die
doppelte Diskriminierung sowohl als Schwarze als auch als
Asylbewerberinnen. Eine große Einschränkung bedeutet für
Asylbewerberinnen die Residenzpflicht. Da Schwarze oft kontrolliert
werden, sind sie davon besonders betroffen. Exemplarisch konnte dies
mit versteckter Kamera anhand einer Polizeikontrolle im Zug zwischen
Angermünde und Prenzlau, bei der allein der Fahrgast mit schwarzer
Hautfarbe kontrolliert wurde, dokumentiert werden. Der Film behandelt
sowohl Rassismus aus der Bevölkerung, wie gewalttätige Übergriffe, als
auch den Rassismus staatlicher Strukturen. »Wenn der Staat
Flüchtlinge in Dschungelheimen unterbringt - oft
kilometerweit
von der Stadt entfernt - dann denken die Menschen auch schlecht über
uns«, so Ngninkeleji.
Eine Besonderheit dieses
Dokumentarfilmes
ist, dass er ohne eine hauptverantwortliche Produzentin gedreht wurde.
Die gemeinsame Produktion des Films ist typisch für die politische
Arbeit der FiB. »Wir arbeiten in der Gruppe und diskutieren immer - so
ist dann der Film entstanden«, erläutert Ngninkeleji. »Einer kann die
Kamera bedienen, einer kann den Film schneiden, einer kann kochen und
ein anderer spricht bei der Demonstration – aber es gibt niemanden, der
der Chef ist.«
Die Dokumentation basiert auf der
Idee des »Black
Consciousness«: eine Bewegung, die vom südafrikanischen Bürgerrechtler
Steve Biko gegründet wurde. Der Film endet mit einer
Theater-Performance, die anlässlich seines durch die Folter des
Apartheidsregimes verursachten Todes 1977, inszeniert wurde. Dort heißt
es: »Wir müssen herausfinden ob unser Schicksal eine absichtliche Wahl
Gottes ist oder die künstliche Produktion der Wahrheit durch
machtsüchtige Menschen, deren Rolle Autorität, Sicherheit, Reichtum und
Bequemlichkeit ist.(...) Als ersten Schritt müssen Schwarze ihre
Wurzeln zurückerobern, Selbstvertrauen und Stolz gewinnen«. Daraufhin
wird die Melodie von Bob Marleys Redemption Song gesungen.
So
ist auch der Titel des Films zu verstehen, wie Ngninkeleji erklärt:
»Wir werden als Schwarze beleidigt. Um diese Klischees zu verändern
müssen wir unsere Hautfarbe akzeptieren. Wir verstecken uns nicht und
antworten auf die Feststellung »They Are Black – Yes We Are«.
Quellen: Kontakt
zur FiB: ngninkeleji@yahoo.fr »Vorher
hätte niemand zugehört, Die Rathenower Asylbewerber sehen sich nicht
mehr in der Opferrolle«, Jan Thomson, Berliner Zeitung, 18.02.2000,
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0218/none/0017/index.html Rede
zur Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2000 von Fanny-Michaela
Reisin, Berlin, 15.12.2000 http://www.abschiebehaft.de/presse/p437.htm Donald
Woods, »Steve Biko – Der Schrei nach Freiheit«, Goldmann Wilhelm
Verlag, Erstveröffentlichung 1978 (vgl. den gleichnamigen Film) >>zurück zur
Übersicht? | | |